Anfang des Jahres war die Aufregung groß: Private Informationen dutzender Journalist*innen standen frei verfügbar im Netz, gemeinsam mit Politiker*innen sowie von Satirikern wie Jan Böhmermann. Schnell war von einem riesigen Hackerangriff die Rede, Sicherheitsbehörden und Geheimdienste nahmen die Ermittlungen auf. Erst nach und nach wurde klar, dass hier wohl kein großer Hack stattgefunden hat, sondern ein lupenreiner Dox. Ein was?
Doxing ist seit Jahren eine Art Volkssport in Untergrund-Foren und beinhaltet die Veröffentlichung möglichst vieler privater Informationen über Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Betroffen sind meist Politiker*innen, Richter*innen, Journalist*innen oder sonstige Prominente. Das Ziel solcher Doxing-Angriffe ist es, die Reputation der Betroffenen zu schädigen und sie durch den Eingriff in ihre Privatsphäre zu verunsichern.
Die Journalist*innen-Trainer Daniel Moßbrucker und Albrecht Ude haben sich den Datensatz intensiv angesehen und erforscht, wie die Angreifer an die Daten der Journalisten gelangen konnten. Sie meinen: Mit dieser Doxing-Attacke ist ein globaler Trend endgültig auch in Deutschland angekommen. In anderen Ländern ist es längst Alltag, dass Journalist*innen von Trollen und Pseudo-Hacker*innen angegriffen werden und durch einen Dox diskreditiert werden sollen. Häufig handelt es sich um Partisanen rechter Gruppierungen oder Parteien. Durch die intensive Berichterstattung dürften sich rechte Trolle motiviert fühlen, mit ähnlichen Aktionen wieder für Aufmerksamkeit zu sorgen.
In ihrem Talk erläutern Moßbrucker und Ude, nach welchen Daten Doxxer suchen, wie sie an die Informationen gelangen (wollen), wie sie einen Dox-Datensatz aufbereiten – und erklären, wie Journalist*innen das mit sehr einfachen Mitteln verhindern könnten.
Hintergrundartikel von Daniel Moßbrucker:
Ups, ich hab ja doch was zu verbergen