Ist die literarisch geschriebene Reportage jetzt tot? Wo verläuft die Grenze zwischen Verdichtung und Verfälschung? Und sind die erdachten Passagen im umstrittenen Roman STELLA von Spiegel-Redakteur Takis Würger vergleichbar mit den erfundenen Bestandteilen der Relotius-Texte? Gelten für Romane, die sich mit realen Personen beschäftigen, andere Regeln als für journalistische Reportagen?
Und jetzt auch noch der Skandal um die preisgekrönte Bloggerin Marie Sophie Hingst, deren Erzählungen über ihre im Faschismus ermordeten Angehörigen sich als frei erfunden erweisen. Und die jetzt plötzlich behauptet, es handele sich bei ihrem Blog "um Literatur, nicht um Journalismus oder Gesichtsschreibung".
Über diesen "Journalismus zwischen Dichtung und Wahrheit" diskutieren auf diesem sehr prominent besetzten Panel Kollegen/innen, deren Kompetenz und auch klare Positionierung Spannung versprechen. Und die sicherlich auch darüber streiten werden, ob es angesichts der großen Verunsicherung neuer Regeln oder Verabredungen bedarf.
Links zum Thema:
Claas Relotius Skandal: Transparenz und Glaubwürdigkeit (Die Zeit)
Bloggerin soll Holocaust-Opfer erfunden haben (Der Tagesspiegel)
Erfundene jüdische Familiengeschichte - Bloggerin täuscht Leser, Medien und Yad-Vashem-Archiv (Spiegel Online)
Der Maßstab der Wirklichkeit – Zur Kontroverse um Takis Würgers Roman Stella (Merkur)
Relotius, Menasse und der Roman „Stella“ - Wunsch nach Lektüreporn (taz)
Ein Autor muss sich den Geistern stellen, die er ruft (Süddeutsche Zeitung)
Ein Ärgernis, eine Beleidigung, ein Vergehen (Süddeutsche Zeitung)
Anwalt kritisiert „Banalisierung“ (Deutschlandfunk)