Als Netzwerk Recherche vor 18 Jahren gegründet wurde, war Recherche als journalistische "Disziplin", als Herausforderung für einen vertiefenden Journalismus noch eher eine Randerscheinung. Kein Vergleich zu heute, wo nahezu jede Redaktion eine eigene Einheit "Investigation" installiert hat. "Recherche" wurde zum Aushängeschild von Verlagen und Sendern. Es gibt sogar Kooperationen zwischen Verlagen und Sendern.
Aber seit geraumer Zeit wird Recherche nicht mehr nur von den etablierten Medien gefordert und gefördert, sondern auch von immer mehr neuen "Anbietern".
Beispielsweise von Correctiv, dem ersten gemeinnützigen Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum. Sie erregen immer wieder große Beachtung durch viele ihrer - auch preisgekrönten - Enthüllungsgeschichten. Sie haben aber auch neue Möglichkeiten für gemeinsame Recherchen geschaffen, indem sie mit anderen Redaktionen zusammenarbeiten, sich immer wieder vernetzen. Außerdem bieten sie immer wieder Veranstaltungen an, um ihre (und unsere) Arbeit zu erklären, Transparenz zu schaffen.
Auch BuzzFeed hat sich längst etabliert, gewann in diesem Jahr sogar den begehrten Henri Nannen Preis für die beste Investigation ("Vergewaltigt auf Europas Feldern") gegen die Konkurrenten von SPIEGEL, ZEIT und SZ.
Zwei von vielen Beispielen, die durch ihre Arbeit den Recherche-Journalismus bereichern.
Aber auch bei den sogenannten etablierten Medien hat sich vieles getan. Personelle Kapazitäten wurden ressort- und redaktionsübergreifend gebündelt, um mehr Power für eigene, gut recherchierte Beiträge zu bündeln. So z.B. auch im Regionalen wie im NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. Die Leiterin dieses Pools ist Julia Stein.
Und auch in der Lokalredaktion der Aachener Nachrichten/Aachener Zeitung hat die Investigation plötzlich einen eigenen Stellenwert. Ganz ohne Pool. Denn Oliver Schmetz hat zusammen mit seinem Kollegen Stephan Mohne den diesjährigen Nannen-Preis für die beste Investigation im Lokalbereich gewonnen. Wie haben sie das gemacht ? Übrigens: Die Aachener Zeitung ist die erste Lizenz-Zeitung in Deutschland, erscheint seit dem 24. Januar 1945.
Recherche also überall in der Republik. Eine erstaunliche und auch erfreuliche Entwicklung. Was hat es gebracht ? Und wie geht es weiter, welche Modelle stehen vor der Tür? Wie reagieren die "etablierten Medien" auf diese Herausforderung ? Sehen sie die Neuen als Partner oder Konkurrenten?
Ein Panel zur aktuellen Bestandsaufnahme und zum Blick in die Zukunft.
Links zum Thema:"SZ Magazin" und "Buzzfeed" geehrt - Henri Nannen Preis 2019: Alle Preisträger im Überblick (DWDL)
Vergewaltigt auf Europas Feldern (Buzzfeed)
Über uns - Recherchen für die Gesellschaft (Correctiv)
Renommierter Nannen Preis geht an unsere Redakteure Stephan Mohne und Oliver Schmetz (Aachener Zeitung)
Wie Kinder zu Versuchsobjekten wurden (NDR)
Frühere Heimkinder schildern im Landtag ihr Leiden (NDR)